Beeindruckendes Meeting mit Asante e. V.-Gründerin Christine Rottland
Präsidentin Iris Müller leitet den Vortrag von Christine Rottland mit einem Zitat von Erich Fried ein: „Wer will, dass die Welt so bleibt, wie sie ist, der will nicht, dass sie bleibt.“
Dieses Zitat von Erich Fried betont in ihren Augen die Notwendigkeit, sich für Veränderungen einzusetzen, um den Schutz und den Erhalt unserer Welt zu gewährleisten. Armut, Diskriminierung und Ausgrenzung verwehren Millionen Menschen in aller Welt ihre Rechte auf die Grundbedürfnisse im Leben. Immer mehr Menschen wenden sich von gegenseitigem Vertrauen und Solidarität ab. Anders Christine Rottland. Seit vielen Jahren arbeitet sie unermüdliche in Tiwi/Kenia, um dort Menschen zu helfen.
Zahlreiche Auszeichnungen für Christine Rottland
2017 konnte Christine Rottland den Margarette Golding Award von International Inner Wheel entgegennehmen – diese Auszeichnung geht weltweit nur an besondere Frauen, die sich seit vielen Jahren und mit besonderer Hingabe für Gerechtigkeit und das Wohl anderer einsetzen.
2018 wurde ihr für ihre besonderen ehrenamtlichen Leistungen das Bundesverdienstkreuz verliehen. 2021 dann der Ehrenpreis für ihr Lebenswerk von der Stiftung Bild hilft e.V. „Ein Herz für Kinder“, nachdem sie 2016 schon das „Silberne Herz“ von der damaligen Familienministerin Manuela Schwesig überreicht bekam.
Die Anfänge von Asante e. V.
Christine Rottland schildert zunächst die Anfänge ihres Engagements. Zusammen mit ihrem Mann, dem emeritierten Professor für Afrikanistik, Dr. Franz Rottland, wollte sie ab 1998 zeitweise in Tiwi/Kenia den Ruhestand verbringen. Ihr Ziel war es dabei, Straßenkindern, deren Eltern ohne Schulabschluss und Bildung waren, eben diese Schulausbildung zu ermöglichen. Dazu gründeten sie 2003 in Bayreuth den Verein Asante e.V. Zu dieser Zeit befanden sich 80-100 Kinder in einer Klasse. Auch mussten sie feststellen, dass eine Schulausbildung allein nicht reichte, denn die Kinder hungerten – zu Hause und in der Schule.
Die Einladungen bei den Frauen zu Hause war für Christine Rottland ein Schock: „Ich musste lernen, dass Armut anders ist als das, was ich kannte“.
Das Projekt Asante e. V.
2009 begleitete sie ihren schwerkranken Mann zurück nach Köln, beschloss aber das begonnene Projekt weiterzuführen. Ohne männliche Hilfe in einem Patriarchat forderte sie die herrschende Struktur. Die Kinder waren in der Schule, die Frauen zu Hause, die Männer arbeiteten im Steinbruch oder als Fischer. Ihr Frauenprojekt, von dem später noch die Rede sein wird, wurde massiv bekämpft. Aber sie hielt stand.
Heute 2023 nach Corona und inmitten des Ukrainekrieges ist die Bevölkerung jeglicher Perspektive beraubt. Die Menschen ernähren sich von Wurzeln und Blättern. Die Menschen schaffen das Überleben nicht mehr. Der Rhythmus ist schlafen und sterben. Vor allem im ländlichen Bereich wie in Tiwi ist die Bevölkerung sehr arm. Betteln war Christine Rottland in Kenia nicht bekannt, heute betteln Erwachsene am Straßenrand. Sie ist während der Coronazeit in Tiwi geblieben und hat versucht neben den Projekten, die schon seit Jahren etabliert sind, weitere Unterstützung zu leisten.
So werden durch die Nahrungsmittelhilfe, die sie initiiert hat, zwischenzeitlich 9.000 Familien mit Lebensmitteln (Mais, Weizen, Reis, Bohnen und Fett) versorgt.
1.092 Kinder – von Kindergarten bis Universität – werden durch Patenschaften oder durch Asante e.V. gefördert und unterstützt.
150 junge Mütter werden während der Schwangerschaft bis zur Entbindung mit entsprechenden Lebensmitteln versorgt, damit es sowohl bei den werdenden Müttern als auch den Säuglingen nicht zu Mangelerscheinungen kommt.
Es werden 60 Mütter unterstützt, deren Kinder an einer zentralen Gehirnlähmung leiden.
Erfolge und Rückschläge
Viele Väter verlassen die Frauen und die erkrankten Kinder. Grund: In ihrem Glauben ist das Kind verhext, weil die Mutter fremd gegangen ist.
Die Nachbarschaftshilfe ist in Kenia essenziell. Wer mit Lebensmitteln versorgt wird, teilt diese mit den Nachbarn und Verwandten. Die Schulspeisung, die in den Schulen und im Kindergarten von Asante e.V. seit Jahren Teil des Schulbesuches ist, wurde aufgrund der vielen hungernden Schulkinder ausgeweitet. Asante e.V. versorgt zwischenzeitlich 12 Schulen in Tiwi mit ca. 5.200 Kindern mit einem nahrhaften Brei, darunter auch etliche staatliche Schulen.
Neben dieser katastrophalen Hungersnot gibt es aber auch Erfolge und positive Ereignisse zu vermelden.
– Im Kindergarten Little Kristinas werden seit 2018 die Kleinsten von 12 Kindergärtnerinnen betreut. Die Patenschaft eines Kindergartenkindes liegt bei 260 EUR/Jahr (das Kind hat Eltern) oder bei 360 EUR/Jahr (das Kind ist Waise oder Halbwaise) und wird für 3 Jahre übernommen.
– Die Grundschule Kristina Academy sowie die Nachbar-Privatschule Tiwi Redeemed Academy besuchen 830 Schüler:innen. Es gibt dort täglich Frühstück und Mittagessen. Die Grundschule geht bis zur 6. Klasse. Eine Patenschaft kostet 300 EUR/Jahr (das Kind hat Eltern) oder 430 EUR/Jahr (das Kind ist Waise oder Halbwaise).
– Seit Schulbeginn im Januar 2023 ist ein neues Schulsystem in Kraft. Statt bislang 8 Grundschuljahren und 4 Gymnasialjahren haben die Kinder nun 6 Grundschuljahre, gehen dann 3 Jahre zur Junior Secondary School und weitere 3 Jahre zur Secondary School. Es werden auch Kinder von außerhalb aufgenommen. Die Patenschaft läuft 3 Jahre und kostet 500 EUR/Jahr.
Der Lehrplan an den Schulen ist identisch mit dem an staatlichen Schulen. Die Schulsprache ist englisch (beginnt schon im Kindergarten) und Deutsch ist zwischenzeitlich Pflichtfach geworden.
Aktion „Engel für Afrika“
Besonders stolz ist Christine Rottland auf ihr Frauenprojekt „Engel für Afrika“, das Selbsthilfeprojekt, das 2002 mit dem Häkeln von Weihnachtsengeln gestartet ist. Zwischenzeitlich sind dort 67 Mütter als Häklerinnen und Näherinnen beschäftigt. Es wird auch selbst Papier geschöpft für Weihnachtskarten, die dann entsprechend verziert werden.
Alle Artikel werden in Deutschland verkauft.
Diese 67 Frauen unterstützen mit ihrem Verdienst 377 Familienangehörige. Deshalb war die Schließung während Corona besonders schlimm. Die Frauen hatten keine Arbeit, somit kein Geld und kein Essen. Allerdings haben alle in der Familie gemerkt, vor allem die Frauen selbst, dass sie gebraucht werden. Das Projekt hat die Frauen verändert. Sie begannen eigenständig zu denken und selbstbewusster zu werden. Vor allem die Dorfältesten und offizielle Behörden haben dieses Projekt bekämpft. Christine Rottland zeigt das am Beispiel von Mama Brenda, die mit ihren Kindern 2006 Aufnahme in Tiwi fand und auch heute noch dort lebt und Asante e.V. unterstützt.
Seit 2002 wurden 18 Häuser für die Häklerinnen gebaut und ihnen überschrieben, damit sie dort mit ihren Familien/Kindern unbehelligt leben können und nicht von den patriarchalen Strukturen vertrieben werden können.
2000 Euro Spende für Asante e. V.
Christine Rottland stellt sich noch den Fragen der Freundinnen und bedankt sich für die Einladung, die sie sehr gerne angenommen hat.
Die IWC-Clubmitglieder bedankten sich mit großem und herzlichem Applaus für die Ausführungen.
Anschließend übergab Präsidentin Iris Müller im Namen des IWC-Weiden einen Scheck in Höhe von 2.000 EUR für die Lebensmittelhilfe in Tiwi.
(Weiden, 08.06.2023. Protokoll Michaela Wies)
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